Frankfurt oder der Luxus des Lebens in einer Metropole
Frankfurt o el luxe de viure a una metròpolis
Immer mehr Menschen sprechen von den Auswirkungen der Gentrifizierung und dem Anstieg der Miet- und Kaufpreise für Eigentumswohnungen, insbesondere in den großen europäischen Hauptstädten. In Frankfurt und seiner Metropolregion hat sich dieser Wandel in den letzten Jahren beschleunigt und ist in eine Phase eingetreten, in der neue Vorschläge erforderlich sind, um eine gewisse Stabilität zwischen den verschiedenen in der Metropole vertretenen sozialen Schichten aufrechtzuerhalten. Kurz gesagt, Gentrifizierung tritt auf, wenn Menschen mit höherer Kaufkraft beginnen, sich in günstigeren Vierteln niederzulassen, was zu einer Veränderung der Nachbarschaftsstruktur führt, die die Wohlhabenderen begünstigt und sich negativ auf diejenigen mit weniger Ressourcen auswirkt. Im Gegensatz zu Barcelona, wo der Tourismus einer der Hauptgründe und Treiber der Gentrifizierung ist, hat dieser Wandel im Fall von Frankfurt einen Ursprung, der eher mit dem Wirtschaftswachstum der Stadt und dem Bedarf an Unterkünften für Arbeitnehmer zusammenhängt, die eine Unterkunft in zentraler Lage und mit guter Infrastruktur suchen.
In Frankfurt finden wir überall Kräne und Zäune. Bei einer Wachstumsrate, die im vergangenen Jahr (2017) 11.500 Menschen erreichte, werden neue Wohnungen dringend benötigt. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend aufgrund der Auswirkungen des Brexit in den kommenden Jahren noch verstärken wird, da Frankfurt als Finanzhauptstadt Europas gilt und viele britische Unternehmen bei der Verlegung ihrer Zentrale und Büros nach Frankfurt blicken Doch gerade die Manager dieser Banken und der Finanzbranche nahestehenden Unternehmen werden die geringsten Probleme haben, in Frankfurt ein Zuhause zu finden. Der Wohnraum ist teuer, und zwar immer mehr. Tatsächlich haben in den letzten Jahren nicht mehr nur die ärmsten oder benachteiligten sozialen Schichten Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden, sondern auch die Mittelschicht hat Probleme, Wohnraum zu finden, der mit einem normalen Gehalt bezahlt werden kann, insbesondere in Großstädten wie Frankfurt.
Menschen mit geringeren Mitteln haben seit Jahrzehnten Zugang zu staatlich gefördertem Sozialwohnungsbau. Der Mietpreis dieser Häuser liegt in der am stärksten subventionierten Variante zwischen 5 €/m² und 6,5 €/m². Um Zugang zu Sozialwohnungen zu erhalten, muss das Familieneinkommen jedoch für deutsche Verhältnisse äußerst niedrig sein, etwa 15.500 Euro pro Jahr netto für Einzelanträge und 23.500 Euro für zwei Personen. Die Bevölkerungsgruppe, deren Einkommen leicht über dem für den Zugang zu Sozialwohnungen zulässigen Höchsteinkommen liegt, hat große Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, da sie nicht subventionierte Preise zahlen muss, die einen erheblichen Prozentsatz des monatlichen Einkommens dieser Familien ausmachen. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, hat die Stadt Frankfurt weitere geförderte Wohnbauprogramme initiiert, die sich gezielt an die Mittelschicht richten, also an Menschen, die über ein Bruttoeinkommen von bis zu 58.000 Euro brutto im Jahr (für zwei Personen) verfügen. Die von der Mittelschicht subventionierten Wohnungspreise liegen je nach Familieneinkommen zwischen 15 % und 35 % unter dem Marktpreis.
Dennoch stellen diese Initiativen einen anekdotischen Prozentsatz dar, wenn man sie mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung vergleicht. Im Jahr 2016 gab es in Frankfurt 26.000 Sozialwohnungen. Das Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt schätzt, dass rund 49 % aller Haushalte in Frankfurt Anspruch auf Sozialwohnungen hätten. Bei durch die Mittelschicht subventioniertem Wohnraum liegt der Anteil derer, die Zugang dazu haben, bei 19 %. Insgesamt erfüllen nur 8,5 % der Mietobjekte in Frankfurt diese Anforderungen. Die Daten verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, mehr geförderten Wohnraum in der Stadt Frankfurt zu schaffen, was dazu geführt hat, dass Bürgerinitiativen entstanden sind, die von der Politik Mindestquoten für den Bau von Sozialwohnungen fordern, wie etwa die Initiative „Mietentscheid“, ein Wörterspiel zwischen „Miete“ und „Entscheid“.
Ein separater, aber nicht weniger wichtiger Fall sind Studenten. Fast 17.000 Studierende haben im vergangenen Jahr ihr Studium an den Universitäten Frankfurt, Wiesbaden und ihrer Metropolregion begonnen. Viele dieser Studierenden benötigen eine Wohnung, wenn sie aus weiter entfernten Regionen kommen. Auf der Warteliste für einen Platz in einem der Wohnheime des Frankfurter Studentenwerks stehen mehr als 3.000 Menschen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende führt dazu, dass einige, die es sich leisten können, in Frankfurt bis zu 700 Euro für ein 25 m² großes Zimmer zahlen. Andere entscheiden sich für die Anmietung eines Zimmers am Rande der Metropole, müssen sich aber mit dem Zeitaufwand und den Verzögerungen bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu Stoßzeiten auseinandersetzen. Viele dieser Studierenden bedauern, dass sie nur noch sehr wenig Geld zum Leben haben, selbst diejenigen, die in sogenannten „Studentenjobs“, also Jobs für Studenten, arbeiten.
Insgesamt sehen wir uns also in Frankfurt mit einem komplizierten Panorama in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum konfrontiert, zumindest in den kommenden Jahren, trotz der Bemühungen der Behörden, dieses Phänomen in den Griff zu bekommen. In diesem Sinne gibt es in Frankfurt auch mehrere beliebte Wohngemeinschaften und Baugemeinschaften, ein Thema, das unsere Kollegin Guida Maymó in ihrem aktuellen Artikel zum Thema Wohngemeinschaften in Hamburg ausführlich erläutert.
Artikel für den Blog der Auslandskorrespondenten der Architektenkammer Katalonien (COAC) Oktober 2018